Projekte im Kreis
Eine Infotafel informiert über das Wiesenvögelchen und über das Projekt am Mosenbergmoor
Ziel:
Ein neues Zuhause für das Große Wiesenvögelchen schaffen.
Hä?
Das Wichtigste zuerst: das Große Wiesenvögelchen ist kein Vogel, sondern ein sehr seltener Schmetterling. Das perfekte Wohnzimmer dieser Art ist ein Niedermoor: viele blühende Pflanzen für die Mahlzeiten, Wollgras – die Kinderstube dieser Falter und das Entscheidende: Sonne!
Intakte Niedermoore sind sehr nasse und gleichzeitig sonnige Standorte. Alle Arten die dort leben, haben besondere Strategien, um mit diesen besonderen Bedingungen zurechtzukommen. Sie sind richtige Spezialisten.
Achso! Aber was gibt es zu tun?
Niedermoore müssen regelmäßig extensiv bewirtschaftet werden. Ohne eine sanften Pflege wachsen sie mit der Zeit zu. Genau dies ist im Mosenbergmoor in Schonach passiert: Bäume und Büsche haben sich ausgebreitet und große Teile des Moores beschattet. Düstere Aussichten für die Bewohner, welche so auf lange Sicht ihr Zuhause verlieren.
Und wie genau?
Um die Heimat der vielen Niedermoor-Bewohner zu retten, haben die Untere Naturschutzbehörde des Schwarzwald-Baar-Kreises, das Referat 56 des Regierungspräsidiums Freiburgs, Forst BW sowie die Familie Nock aus Schonach als private Eigentümer und der zukünftige Bewirtschafter der Fläche unter unserer Federführung an einem Strang gezogen und gemeinsam eine große Naturschutzaktion über die Bühne gebracht.
Dabei musste das ein oder andere abgeklärt werden….
Und wie? Jetzt aber wirklich.
Da ein Moorboden extrem druckempfindlich ist, mussten die Gehölze mit viel Fingerspitzengefühl und Spezial-Maschinen aus dem Moor entfernt werden. Es kam z. B. ein Kurzstreckenseilkran zum Einsatz. Wie bei einer Seilbahn wurde ein Seil gespannt und die gefällten Bäume schwebend geborgen, ohne Schäden zu hinterlassen.
Und dann?
Um ein erneutes Zuwachsen zu verhindern, wird das gesamte Tal seit Sommer 2022 mit wenigen Pinzgauer-Rindern der Familie Kienzler vom Deckerhof in Schönwald (Deckerhof Familie Kienzler | Schönwald | Facebook) extensiv beweidet. Der Familienbetrieb hat sich dieser Aufgabe trotz Herausforderungen angenommen und bekommt dafür Fördermittel aus dem Naturschutz. Ein großer Teil des Fleischs vermarktet Familie Kienzler selbst. „Landschaftspflege und Direktvermarktung passen einfach gut zusammen.“, finden die Kienzlers und wir auch.
Seit Anfang September informiert auch eine große Tafel vor Ort über das Moor und die durchgeführte Maßnahme.
Fazit:
Das Ganze war eine sehr aufwändige Geschichte, gelohnt hat es sich aber jetzt schon: knapp 20 Falterarten konnten im Sommer nachgewiesen werden - das Große Wiesenvögelchen war auch dabei!
